Die amtlichen Gefechte des
kgl. bayer. 17. Reserve-Infanterie-Regiment
Friedensstandort: (erst ab dem 24.08.1914 aufgestellt) Regimentskommandeur: August Großmann, Generalleutnant a.D. |
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Nach den amtlichen Kriegstagebüchern bearbeitet von August Großmann Generalleutnant a. D., im Kriege erster Kommandant des kgl. bayer. 17. Reserve-Infanterie-Regiments |
Aufstellung und Aufstellungsorte |
Augsburg: Regimentsstab, Stab I.
Bataillon, 1. und 2. Kompanie und MG-Zug vom Ersatz-Bataillon des 3.
Infanterie-Regiments
Lindau: 3. und 4. Kompanie vom Ersatz-Bataillon des 20. Infanterie-Regiments Neuburg a. D.: Stab II. Bataillon 5. und 6. Kompanie vom Ersatz-Bataillon des 15. Infanterie-Regiments Neu-Ulm: 7. und 8. Kompanie vom Ersatz-Bataillon des 12. Infanterie-Regiments Freising: Stab III. Bataillon, 9. Kompanie vom Ersatz-Bataillon des 1. Jäger-Bataillons Passau: 10., 11. und 12. Kompanie vom Ersatz-Bataillon des 16. Infanterie-Regiments Die Aufstellung des Regiments wurde Anfang September begonnen, als Mannschafts-Ersatz wurden zunächst 1/3 ausgebildete Mannschaften, 2/3 Kriegsfreiwillige und Ersatz-Reservisten zugewiesen; vom 10.09. an galt das Regiment als mobil, Kriegsbereitschaft sollte am 30.09. ereicht sein. Um dieses Ziel zu erreichen, mußte mit Anspannung aller Kräfte gearbeitet werden. Da die Aufstellung des Regiments im Frieden nicht vorgesehen und vorbereitet war, machte die Bereitstellung des hohen Bedarfs an Bekleidung und Ausrüstung große Schwierigkeiten. Sie wurden aber im Zusammenwirken aller einschlägigen Stellen überwunden. Beim Ausmarsch war alles ebenso gut, manches besser wie bei den Feldtruppenteilen vorhanden. Nur in einzelnen fehlenden Stücken waren behelfsmäßige Aushilfen gegeben worden. So wurden an Stelle der Tornister Rucksäcke geliefert, die, fabrikmäßig hergestellt, zum größten Teil noch nachgenäht werden mußten; an Stelle von Helmen bekam das Regiment die für die Bekleidung des Landsturms vorgesehene Wachstuchmütze mit grauem Überzug - eine Aushilfe, die sich bei der Ähnlichkeit mit der englischen Kopfbedeckung gleich in den ersten Kämpfen als verhängnisvoll erweisen sollte. An Stelle der Feldfernsprecher wurden - im übrigen sehr gute - Kastenapparate abgegeben, die aber so schwer waren, daß sie vom Manne neben dem übrigen Gepäck nicht getragen werden konnten. Bei der weiten räumlichen Trennung der einzelnen Glieder des Regiments war es dem Regiments-Kommandeur nur durch Ausnützung eines ihm zur Verfügung gestellten Kraftwagens möglich, mit den einzelnen Kompanien persönlich Fühlung zu nehmen und sich vom Fortgang der Ausbildung ein Bild zu schaffen. Störend für die Ausbildung, daß infolge des hohen Ersatzbedarfes der Feldtruppen am 16.09. alle ausgebildeten Mannschaften abgegeben werden mußten; Kriegsbereitschaft sollte nun erst am 10.10. erreicht sein. Vom 10.10. an wurde die 12. Reserve-Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungsplatz Lager-Lechfeld zusammengezogen zu Gefechtsschießübungen, Bataillons-, Regiments- und Brigadeübungen - ein längerer Nachtmarsch in der Brigade mit anschließender Gefechtsübung ist wohl noch allen Teilnehmern in Erinnerung; am 18.10. fand eine Besichtigung durch den Divisions-Kommandeur, Exzellenz von Speidel statt; anschließend daran wurden dem Regiment nach einem erhebenden Feldgottesdienst in feierlicher Weise die Fahnen übergeben. Am 19.10. wurde die Marschbereitschaft befohlen, am 21.10. begann der Abtransport. Bei der Fahrt durch Schwaben, Württemberg, Baden und das Rheinland war die Begeisterung und Opferfreudigkeit der Bevölkerung rührend. Liebesgaben fielen in menge zu. Die Fahrgäste der neben den Truppenzügen haltenden Züge des allgemeinen Verkehrs warfen unseren Leuten Geld, Zeitungen, Rauchwaren herüber. Bei den Fabrikstädten der Rheingegend standen die Arbeiter massenhaft an den Gleisen, jubelten der Truppe zu und gaben von dem Wenigen, daß sie hatten. Besonders liebenswürdig wurden die in Boppard am Rhein haltenden Züge bewirtet und beschenkt. Das Bild änderte sich als die Züge bei Herbestal die deutsche Grenze überschritten und über Lüttich, Brüssel und Lille weiterrollten. Finstere Gesichter der Landeseinwohner, um Brot bettelnde Kinder, Schützengräben und zerstörte Häuser mahnten an den Ernst des Krieges. Nach Ankunft in Lille am 24.10. wurde das Regiment in den Vororten dieser Stadt einquartiert und war im Verbande der 6. Reserve-Division zunächst als Reserve für die 6. Armee bestimmt. Nur kurze Zeit sollte dem Regiment hier noch zur Vollendung der Ausbildung zur Verfügung stehen: am 27.10. um 1.45 Uhr morgens traf der Alarm-Befehl ein. |
Zahlenmäßige Zusammenstellung der Verluste | ||||||
Dienstgrad | Gefallen, an Verwundung gestorben, tödlich verunglückt | Infolge Krankheit gestorben (im Felde zugezogen) | verwundet | Gefangen |
Vermißt (1) |
Summa |
Major | 1 | 1 | ||||
Hauptleute | 4 | 1 | 5 | 10 | ||
Oberleutnante | 6 | 5 | 1 | 12 | ||
Leutnante | 43 | 67 | 5 | 115 | ||
Feldwebel-Leutnante | 1 | 3 | 4 | |||
Summe Offiziere | 55 | 1 | 80 | 6 | 142 | |
Oberärzte | 3 | 1 | 4 | |||
Assistenzärzte | 1 | 1 | ||||
Summe Sanitätsoffiziere | 3 | 1 | 1 | 5 | ||
Offiziersstellvertreter | 2) 27 | 3) 53 | 1 | 4) 81 | ||
Feldwebel | 2 | 7 | 2 | 11 | ||
Vizefeldwebel | 53 | 110 | 11 | 174 | ||
Sergeanten | 22 | 66 | 7 | 3 | 98 | |
Unteroffiziere | 255 | 6 | 576 | 29 | 10 | 876 |
Summe Unteroffiziere | 359 | 6 | 812 | 50 | 13 | 1240 |
Mannschaften | 2706 | 67 | 7487 | 368 | 202 | 10830 |
Gesamtsumme | 3123 | 75 | 8380 | 424 | 215 | 12217 |
1) hievon können 50 % zu den Toten gezählt werden
2) Hierunter 1 Feldunterarzt
3) Hierunter 2 Feldunterärzte
4) Hierunter 3 Feldunterärzte
Dienstgrad | Name | Beruf, Tätigkeit, Ort | Verleihung |
Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens |
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Leutnant der Reserve | Johannes Ritter von Schmidt |
Führer der 8. Kompanie für seine hervorragende Tapferkeit in der Sommeschlacht am 01.10.1916 bei Eaucourt L'Abbaye |
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Militär-Sanitätsorden 2. Klasse |
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Assistenzarzt (später Oberarzt) der Reserve | Dr. Friedrich Gütermann | weil er vom 17. - 23.03.1916 vor Verdun, obwohl selbst leicht verwundet, freiwillig bei seiner Abteilung verblieb, im stärksten feindlichen Abwehrfeuer zahlreiche verwundete versorgte und deren Abtransport persönlich leitete. Ferner weil er vom 15. - 29.06.1916 ununterbrochen unter Verzicht auf Ablösung wiederum mit größter Lebensgefahr verwundeten Offizieren und Mannschaften ärztliche Hilfe leistete und ihre Bergung überwachte. | |
Goldene Militär-Verdienst-Medaille (Goldene Tapferkeitsmedaille) |
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Gefreiter, Krankenträger | Otto Lange | Werkmeister aus Borna, Sachsen | 18.06.1915 |
Infanterist, Kriegsfreiwilliger | Joseph Mäusle | Dienstknecht aus Horn, Schwaben | 11.04.191 |
Ersatz-Reservist | Nikolaus Altinger | Díenstknecht aus Ober-Steppach, Niederbayern | 11.04.1916 |
Unteroffizier der Reserve | Ulrich Hipp | Bäcker aus Aleuten, Schwaben | 11.07.1916 |
Offiziers-Stellvertreter | Sebastian Kirmaier | Metzgermeister aus Niederlauterbach, Oberbayern | 21.09.1916 |
Vizefeldwebel | Stephan Lachenmayer | cand. phil. aus Grimoldsried, Schwaben | 21.09.1916 |
Vizefeldwebel | Artur Herb | Apothekerassistent aus Reisensberg, Schwaben | 21.09.1916 |
Vizefeldwebel | Franz beck | Forstgehilfe aus Stiersdorf, Niederbayern | 21.09.1916 |
Unteroffizier, Kriegsfreiwilliger | Theodor Mayr | Kaufmann aus Augsburg, Schwaben | 21.09.1916 |
Unteroffizier der Reserve | Georg Oswald | Müller aus Pflügelmühle, Oberbayern | 21.09.1916 |
Offiziers-Stellvertreter | Johann Hofer | Korbmacher aus Zingesheim, Schwaben | 08.01.1917 |
Vizefeldwebel, Kriegsfreiwilliger | Ignaz Fesenmeier | Käser aus Sondermoning, Oberbayern | 08.01.1917 |
Vizefeldwebel | Karl Kreuzer | Bäcker aus Wurz, Oberpfalz | 08.01.1917 |
Gefreiter | Johann Rottach | Fabrikarbeiter aus Neu-Mammen, Schwaben | 08.01.1917 |
Gefreiter | Georg Steinle | Landwirt aus Glöttweng, Schwaben | 08.01.1917 |
Infanterist | Georg Kraubs | Wagner aus Leipzig, Sachsen | 08.01.1917 |
Ersatz-Reservist, Krankenträger | Andreas Bobinger | Schäffler aus Genderkingen, Schwaben | 08.01.1917 |
Sanitäts-Unteroffizier der Landwehr | Karl Zedelmaier | Zimmermeister aus Benningen, Schwaben | 12.03.1917 |
Ersatz-Reservist | Joseph Hafner | Bauer aus Lauterbach, Schwaben | 12.03.1917 |
Unteroffizier | Gärtner | Maurer aus Pölling, Oberpfalz | 03.09.1917 |
Unteroffizier der Reserve | Anton Laminit | Zimmermann aus Haunstetten, Schwaben | 03.09.1917 |
Ersatz-Reservist | Adolf Beierlorzer | Musiker aus Winden, Oberbayern | 03.09.1917 |
Vizefeldwebel der Landwehr | Joseph Mayer | Stukkateur aus Bubsheim, Württemberg | 25.03.1918 |
Vizefeldwebel der Landwehr | Wolfgang Prell | Kaufmann aus Arzberg, Oberfranken | 31.08.1918 |
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Silberne Militär-Verdienst-Medaille (Silberne Tapferkeitsmedaille) |
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Offiziersstellvertreter | Ludwig Bundschuh | Tapeziernmeister aus Neuötting, Oberbayern | 29.09.1915 |
Gefreiter | Johann Meister | Schlosser aus Niedersachswerfen, Preußen | 29.09.1915 |
Feldwebel-Leutnant | Joseph Bohinger | Mag. Assistent aus Göggelsbuch, Mittelfranken | 03.03.1916 |
Vizefeldwebel Kriegsfreiwilliger | Johann Kratzer | Bankbeamter aus Friedberg, Oberbayern | 10.05.1916 |
Infanterist Kriegsfreiwilliger | Joseph Stingl | Schlosser aus Marktl am Inn, Oberbayern | 10.05.1916 |
Vizefeldwebel der Landwehr | Ludwig Moog | Maschinenmeister aus München | 08.06.1916 |
Unteroffizier | Matthias Reiser | Bauer aus Trudering, Oberbayern | 08.06.1916 |
Vizefeldwebel | Franz Fischer | Gymnasiast aus Seefeld, Tirol | 11.07.1916 |
Vizefeldwebel | Fritz Mayer | Student aus Schwäbisch-Gmünd, Württemberg | 11.07.1916 |
Gefreiter | Sebastian Seemüller | Taglöhner aus Apfeldorf, Oberbayern | 11.07.1916 |
Gefreiter | Joseph Leitmayer | Taglöhner aus Mammendorf, Oberbayern | 21.09.1916 |
Infanterist | Konrad Mentzinger | Knecht aus Rinnenthal, Oberbayern | 21.09.1916 |
Infanterist | Joseph Gammel | Gütlerssohn aus Langenbach, Oberbayern | 21.09.1916 |
Infanterist | Ludwig Ilg | Fabrikarbeiter aus Kapfham, Niederbayern | 21.09.1916 |
Reservist | Franz Bauer | Gastwirt aus Weilheim, Oberbayern | 21.09.1916 |
Landwehrmann | Michael Weber | Knecht aus Kirchl, Niederbayern | 21.09.1916 |
Unteroffizier | Alois Sellmair | Bauer aus Freising, Oberbayern | 18.01.1917 |
Unteroffizier | Karl Leutgeb | Bauer aus Auerbach, Pfalz | 18.01.1917 |
Sanitäts-Unteroffizier | Albert Haas | Kaufmann aus Auers, Schwaben | 18.01.1917 |
Vizefeldwebel | Peter Wehnert | Hilfslehrer aus Au, Oberbayern | 12.03.1917 |
Unteroffizier | Alfons Christlmeier | Müller aus Neuhofen, Niederbayern | 03.09.1917 |
Unteroffizier der Reserve | Michael Trauner | Maurer aus Hohenreichen, Schwaben | 03.09.1917 |
Vizefeldwebel der Ldw. | Joseph Listl | Gerichtsassistent aus München | 25.03.1918 |
Unteroffizier Kriegsfreiwilliger | Georg Ziegler | Maurer aus München | 25.03.1918 |
Unteroffizier | Anton Weber | Landwirt aus Weiler, Schwaben | 25.03.1918 |
Gefreiter | Paul Höfl | Müller aus Hütting, Oberbayern | 25.03.1918 |
Infanterist | Anton Liedl | Bildhauer aus Stephanskirchen, Oberbayern | 25.03.1918 |
Feldunterarzt | Otto Zierl | I. Bataillon | 22.07.1918 |
Unteroffizier | Sebastian Mayr | Ökonom aus Buch, Schwaben | 31.08.1918 |
Unteroffizier | Augustin Brunner | Maurer aus Dettingen, Württemberg | 31.08.1918 |
Gefreiter | Baptist Auer | Dienstknecht aus Sitzenberg, Oberpfalz | 31.08.1918 |
Gefreiter | Michael Moller | Zimmermann aus Wasserberg, Schwaben | 31.08.1918 |
Vizefeldwebel | Sebastian Wastlhuber | Kutscher aus Edelham, Oberbayern | 15.09.1920 |
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Der Sturm des kgl. bayer. 17. Reserve-Infanterie-Regiments (6. bayer. Reserve-Division) auf Wytschaete am 1.11.1914 |