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Die amtlichen Gefechte des

kgl. bayer.

23. Feld-Artillerie-Regiment

 

Aufstellung in den Standorten: München, Fürth, Amberg, Nürnberg, Erlangen, Augsburg und Landsberg am Lech

 
Verluste des Regiments

200 Gefallene: 8 Offiziere, 31 Unteroffiziere, 161 Gefreite, Kanoniere und Fahrer

Oberstleutnant Theodor Ritter von Hermann Kommandeur ab 01.08.1916

am 01.11.1916 zum Ritter des Max Joseph-Ordens ernannt und im Dezember 1917 zum Oberstleutnant befördert

Nach den amtlichen Kriegstagebüchern bearbeitet von mehreren Dreinundzwanzigern

 

 

Datum Gefechte, Schlachten Bemerkungen
19.08.1916 - 03.09.1916 Kämpfe im Chapitre-Wald und auf der Souville-Nase  
03.09.1916 Erstürmung der französischen Stellungen beiderseits der Souville-Nase  
04.09.1916 - 09.09.1916 Kämpfe um die Souville-Schlucht  
ab 10.09.1916 Stellungskämpfe vor Verdun  
06.10.1916 - 01.11.1916 Kämpfe auf den Maashöhen bei Combres und an der Grande Tranche de Calonne  
22.11.1916 - 26.11.1916 Schlacht an der Somme  
ab 27.11.1916 Stellungskämpfe an der Somme  
16.03.1917 - 18.03.1917 Kämpfe vor der Siegfriedfront  
23.03.1917 - 01.04.1917 Stellungskämpfe im Artois  
02.04.1917 - 15.04.1917 Frühjahsschlacht bei Arras  
16.04.1917 - 26.04.1917 Stellungskämpfe an der Yser  
01.05.1917 - 21.08.1917 Stellungskämpfe an der oberen Schara-Serwetsch  
23.08.1917 - 31.08.1917 Stellungskämpfe vor Riga  
01.09.1917 - 05.09.1917 Schlacht um Riga  
01.09.1917 Düna-Übergang bei Uexküll  
02.09.1917 Kämpfe am kleinen Jägel  
03.09.1917 Kämpfe am großen Jägel  
04.09.1917 Verfolgungskämpfe in Richtung der Straße Riga-Wenden  
05.09.1917 Übergangskämpfe über die livländische Aa  
06.09.1917 - 11.09.1917 Stellungskämpfe nördlich der Düna  
16.09.1917 - 20.09.1917 Stellungskämpfe vor Jakobstadt  
21.09.1917 - 22.09.1917 Erstürmung des Brückenkopfes von Jakobstadt  
23.09.1917 - 26.09.1917 Stellungskämpfe vor Kreuzburg-Kockenhusen  
05.10.1917 - 07.12.1917 Stellungskämpfe am Sereth  
08.12.1917 - 21.12.1917 Hat sich während der Waffenruhe und des Waffenstillstandes im Kriegsgebiet am Sereth aufgehalten  
11.01.1918 - 22.05.1918 Stellungskämpfe in Reims  
01.03.1918 u. 14.03.1918 Gefechte nordwestlich Prosnes  
12.03.1918 Gefecht nordwestlich Auberive  
23.04.1918 - 27.04.1918 Kämpfe an der Avre und bei Montdidier und Royon  
30.04.1918 - 23.06.1918 Kämpfe an der Ancere, Somme und Avre  
24.06.1918 - 13.07.1918 Ausbildungszeit hinter der Front der 2. Armee  
14.07.1918 - 07.08.1918 Kämpfe an der Ancere, Somme und Avre  
08.08.1918 - 20.08.1918 Abwehrschlacht zwischen Somme und Oise  
08.08.1918 u. 09.08.1918 Die Tankschlacht zwischen Ancere und Avre  
10.08.1918 u. 12.08.1918 Schlacht an der Römerstraße  
22.08.1918 - 26.08.1918 Abwehrschlacht zwischen Scarpe und Somme (Albert-Peronne)  
06.09.1918 - 04.11.1918 Kämpfe vor und in der Hermannstellung  
05.11.1918 - 11.11.1918 Rückzugskämpfe vor der Antwerben-Maasstellung  
     
05.08.1918 - 03.09.1918 Stellungskämpfe an der Vesle  
04.09.1918 - 09.10.1918 Kämpfe an der Siegfriedsstellung 1918  
10.10.1918 - 12.10.1918 Kämpfe vor der Hunding- und Brunhildfront  
13.10.1918 - 04.11.1918 Kämpfe in der Hundingstellung  
05.11.1918 - 11.11.1918 Rückzugskämpfe vor der Antwerben-Maasstellung  
12.11.1918 - 17.12.1918 Räumung des besetzten Gebietes und Marsch in die Heimat  

 

Führerliste

Formation Dienstgrad und Name War Kommandeur oder Führer bis Bemerkungen
1. Abteilung Major (11. b. F.-A.-R) Werner Freiherr von Aufseß 03.03.1917 dann Kommandeur bayer. R. F. A. Nr.1
  Hauptmann d. L. Theodor Otto September 1918 vorher im b. R.F.A.R. Nr. 1
  Hauptmann (b. F.-A.-R. Meyerhofer bis zur Abrüstung  
1. Batterie Hauptmann d. Res. Höggenstaller Dezember 1917 dann Abt.-Kommandeur im b. L.F.A.R. Nr. 2
  Oberleutnant (7.b. F.A.R.) Dörfler bis zur 3. Abrüstung  
2. Batterie Oberleutnant d. Res. Georg Ritter von Ebert Sommer 1917 Ritter des Max-Joseph-Ordens seit 09.04.1917
  Oberleutnant d. Res. von Maffei 02.09.1917 verwundet am kleinen Jägel
  Hauptmann d. Res. von Ziegler April 1918 dan Kommandeur I/8. b. R.F.A.R. am 30.05.1918 tödlich verunglückt
  Oberleutnant (7.b. F.A.R.) Oldenbourg Sommer 1918  
  Oberleutnant d. Res. Lucke 08.08.1918 gefangen in der Schlacht zwischen Ancre und Avre
  Oberleutnant d. Res. Kipping 18.10.1918 gefallen bei Ors
  Leutnant d. Res. Feiler bis zur 3. Abrüstung  
3. Batterie Oberleutnant d. Res. Riffelmacher Sommer 1917  
  Oberleutnant d. Res. Mayer bis zur 3. Abrüstung  
LMK. I/23 Hauptmann d. L. Braun   Kolonne schied aus dem Regt. aus
LMK. 156 Hauptmann d. Res. Jenke bis zur 3. Abrüstung kam mit der Kolonne im April 1918 zum Rgt. verwundet am 23.05.1918 bei Hangard
  Hauptmann (11.b. F.A.R.) Kurt Ritter von Martin bis zur 3. Abrüstung Ritter des Max-Joseph-Ordens seit 09.04.1917
4. (F) Batterie Hauptmann d. L. Otto 03.03.1917  
  Hauptmann d. L. Braun Sommer 1917  
  Oberleutnant d. Res. Zanoli Dezember 1917  
  Hauptmann d. L. Braun April 1918 dann Abteilungs-Kommandeur im  b.L. F.A.R. Nr. 2
  Oberleutnant d. Res. Leixl bis zur Abrüstung gestorben durch Unglücksfall bei einer Besteigung des Watzmanns im Juni 1922
5. (F) Batterie Oberleutnant 9.b. F.A.R.) Gullmann Ende Oktober 1916  
  Hauptmann d. Res. Mezger bis 25.04.1918 dann vom 01.10.1918 bis zur Abrüstung zum Hauptmann d.R. am 01.06.1918 befördert
  Leutnant Hans Förderreuther 25.04.1918 - 01.10.1918  
6. (F) Batterie Oberleutnant d. Res. Hemmeter Ende August 1916  
  Hauptmann (6.b. F.A.R.) Buchler 01.10.1917 im Januar 1917 zum Hauptmann befördert
  Oberleutnant d. Res. Grünzweig Dezember 1917  
  Oberleutnant d. Res. Bartels 31.08.1918 verwundet im Gefecht bei Aizecourt
  Leutnant Hans Förderreuther bis zur 3. Abrüstung  
LMK. II/23 Oberleutnant d. Res. Mezger 05.11.1916  
  Oberleutnant Seuffert Februar 1917 schied mit der Kolonne aus dem Rgt.
LMK. Nr. 157 Leutnant d. Res. Freund bis zur 3. Abrüstung kam mit der Kolonne im April 1918 zum Rgt.
III. Abteilung Hauptmann (3.b. F.A.R. Karl Fischer bis zur 3. Abrüstung vorher beim b. R.F.A.R. Nr. 1; Abteilung aufgestellt seit 03.11.1916
7. Batterie Oberleutnant d. Res. Eberhardt 17.05.1918 bei Hangard verwundet
  Oberleutnant d. Res. Grünzweig bis zur 3. Abrüstung  
8. Batterie Oberleutnant d. Res. Hemmeter 03.09.1917 bei Waldenrode verwundet
  Leutnant d. Res. Wiedemann Februar 1918  
  Oberleutnant d. Res. Hemmeter Ende August 1918  
  Hauptmann d. Res. Haufenblas 08.11.1918  
  Leutnant d. Res. Freiherr von Wolf bis zum Rheinübergang  
  Leutnant d. Res. Gottwald bis zur 3. Abrüstung  
9. Batterie Hauptmann d. L. E. Junge Sommer 1917  
  Oberleutnant d. Res. Müller 09.11.1918  
  Leutnant d. res. Reinertshofer bis zur 3. Abrüstung  
LMK III/23 Oberleutnant d. res. Predek Februar 1917 schied mit der Kolonne aus dem Rgt.
LMK Nr. 127 Hauptmann d. res. Drechsler bis Anfang Dezember 1918 kam mit der Kolonne im Januar 1918 zum Rgt.

 

Der Marsch in die Heimat und das Ende des Regiments 11.11.1918 - 31.12.1918

Um die Mittagsstunde zog das Regiment durch das Häusermeer von Charleroi und seiner Vorstädte, durch Chatelineau und Pironchamps, nach Nordosten. Oft stockte der Marsch, lange stand man eingekeilt nicht nur zwischen den deutschen Rückzugskolonnen, sondern auch zwischen den Massen der jubelnden und höhnenden Bevölkerung. Fast wie mit einem Schlage tauchten oben an die Häusern die belgischen Fahnen auf, setzten sich die Glocken in Bewegung, brach die Menge in ein Freudengeschrei aus, in das auch die kleinsten Knirpse einstimmten, und wie Sinnbilder des lange verhaltenen Grolls wirkten die schwarzen Gewänder der Priester, die überall auftauchten und bereitwillig für den Festschmuck der Gotteshäuser sorgten. Inmitten diese lärmenden Siegesjubels standen deutsche Krieger, gleichgültige Mienen zur Schau tragend, den wütenden Groll hinunterwürgend, sie, die unter dem Zwang eines von ihnen unverschuldenden Unheils den Boden verlassen mußten, auf dem sie so lange die Schrecken des Krieges von ihrem Vaterland abgewehrt hatten.

Am 12.11.1918 zog man in den Artillerieraum der Antwerben-Maas Stellung bei Eghezee (15 km nördlich von Namur). In dieser Gegend wurde auch der 13. und 14. verbracht; an letzterem Tage mußten auf Anordnung der obersten Heeresleitung Soldatenräte gewählt werden. Eine revolutionäre Rolle hat diese Einrichtung im Regiment, das fest in der Hand seiner Führer blieb und in Ruhe und Ordnung die Heimat erreicht, nie gespielt. Die Vertrauensleute waren nur das Sprachrohr für manchen, damals wohl verständlichen Wunsch der Soldaten: Beschleunigung des Rückmarsches, Entlassung der Leute, die man zu Hause dringend brauchte, Sicherung der Verpflegung. Bei Aman überschritt das Regiment am 15.11. die Maas. Wer es noch nicht erfasst hatte, was Manneszucht und Fahrdisziplin auf schwierigem Rückzug bedeutet, der konnte es hier lernen, an jener Übergangsstelle, an der sich unübersehbare Kolonnen zusammendrängten, oder später beim Marsch über das Hohe Venn, das Frost und Schneewetter ungangbar zu machen drohten; ein Zurückbleiben wäre hier von unheilvollen Folgen gewesen, zumal da nach dem Willen unserer Gegner das besetzte Gebiet schnellstens geräumt werden mußte.

Nach dem Marsch durch die Gegend südlich von Lüttich und Verviers und nördlich von Spa erreichte das Regiment am 20.11. etwa 5 km nördlich von Malmedy die deutsche Grenze, nach einem Rasttag in der reizvollen Umgebung von Monschau am 26.11. den Rhein. Gar mancher mag sich einst die Rückkehr in das liebe Vaterland ganz anders vorgestellt haben. Doch war die Aufnahme überall freundlich; besonders am Rhein, in Westfalen und in den fruchtbaren Landstrichen Hessens kam die Bevölkerung den zurückkehrenden Kriegern so manches mal mit rührender Fürsorge entgegen. Die Ortschaften hatten Flaggenschmuck angelegt und nicht selten begrüßte ein Triumphbogen das unbesiegte Heer. Ein besonderes Erlebniß brachte der 26.11. den Marsch durch das festlich geschmückte Köln, dessen Bevölkerung nicht müde wurde die durchziehenden Truppen mit Hochrufen, Winken und Händeschütteln zu begrüßen. Der 17. Armee, in deren Verband wir marschierten, war zum Übergang die Hängebrücke dicht bei der prächtigen Hohenzollernbrücke zugewiesen. 14 Tage und 14 Nächte dauerte hier schon fast ohne Unterbrechung der Übergang der in doppelter Kolonne hinüberziehenden Truppen und er war noch lange nicht beendet. Und das war nur eine der Kölner Rheinbrücken. 8.45 Uhr war es, als die Geschütze unseres Regiments hinüberrollten. In leichten Nebelschleier gehüllt, fließt der Rhein zu unseren Füßen; hinter uns reckt sich in stolzer Höhe empor der Riesenbau des ehrwürdigen Doms. Wer ist nicht ergriffen von der Bedeutung des Augenblicks ? Wer denkt nicht schmerzerfüllt an die zusammengebrochene Wacht am Rhein ? Wie ganz anders haben wir uns den marsch ausgemalt, der nach Kriegsschluß unser bayerisches Heer über dieses Stromes Bett nach der Heimat bringen sollte !

Noch folgte das Regiment der preußischen Division, an die man seit Verlassen des Kampfgebietes angeschlossen war. Das nächste Ziel blieb lange zeit unbekannt. Von der deutschen Grenze an waren wir in allgemeines Richtung auf Bonn, kurz westlich des Rheins aber auf Köln, jenseits des Flusses einen halben tag lang in Richtung Siegburg marschiert um vom 27.11. an durch das bergische Land in nordöstlicher Richtung nach Westfalen abzubiegen.

Am 03.12.1918 hatten wir nach langen, mühsamen Märschen durch das landschaftlich so abwechslungsreiche Sauerland und das Rothaargebirge die Gegend um Winterberg erreicht. Besonders schwierig war der Übergang auf vereister Straße von Fredeburg nach Bödelfeld gewesen. Da man in Riedersfeld und Umgebung vergeblich auf einen Abtransport mit der Bahn wartete, so entschloß sich der Regimentskommandeur am 11.12. mit dem Regiment den Marsch nach Bayern anzutreten. Die Abteilungen marschierten mit einem Tag Abstand hintereinander, was die Einquartierung sehr erleichterte. Durch Waldeck ging es in die Provinz Hessen-Nassau, durch den Nordostzipfel des ehemaligen Großherzogtums Hessen und dann wieder durch preußisches Land nach Bayern, das bei Jossa an der Bahn Elm nach Gemünden erreicht wurde. Unfreundlich war die Witterung, schwierig das Gelände, namentlich im Gebiete des Voglsberges, nordöstlich von Schlüchtern in der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Bis tief in die Dunkelheit hinein dehnten sich am Schluß die Märsche, für die man bei dem Mangel an brauchbaren karten oft auf die Erklärungen der Ortsbewohner angewiesen war. Immer weniger Mannschaften standen zur Verfügung, da man alle Pfälzer und zahlreiche andere Leute aus wirtschaftlichen Gründen hatte entlassen müssen. Die Pferde taten bis zur völligen Erschöpfung Dienst. Das Tal der Sinn abwärts ziehend, erreichte das Regiment das Städtchen Rieneck, von dort aus bei Gemünden den Main und bezog vom 20.12. an in der Gegend zwischen Karlsstadt und Würzburg die westlich der Maintalbahn gelegenen Demobilisierungs-Quartiere (Regiments-Stab in Oberleinach, Stab 1/23 in Unterleinach, Stab II/23 in Billingshausen, Stab III/23 in Duttenbrunn. Die Tage um Weihnachten waren mit Entlassungs- und Ablieferungsarbeiten reichlich ausgefüllt. Nach dem 23.12. blieben nur die Jahrgänge 16 und 17 zurück, am 23. und 24. wurden die Geschütze auf der Marienburg in Würzburg, die Fahrzeuge in einem Depot in Zell am Main abgeliefert, die Zugpferde am 30.12.1918  im Beisein der Bauernräte um lächerlich geringe Preise versteigert. Mit den letzten Tagen des Jahres waren alle Arbeiten abgeschlossen; diejenigen Jahrgänge, die noch nicht entlassen werden durften, wurden am 01.01.1919 mit der Bahn zur 2. Ersatzabteilung des 4. b. F:A:R. nach Augsburg befördert, wo der Adjutant der 2. Abteilung, Leutnant d. Res. Strodl, noch mehrere Monate die Geschäfte der Abwickelstelle leitete.

Ein wertvolles Gedenkblatt, von der Künstlerhand des Leutnants d. Res. Leipfinger geschaffen, wurde während der Abwicklungszeit noch an möglichst viele Angehörige des Regiments versandt.

Dem kgl. bayer. 23. Feld-Artillerie-Regiment, das mit dem Ende des Jahres 1918 zu bestehen aufgehört hat, war kein glänzender Einzug in einer Garnison, keine gemeinsame Abschiedsfeier vergönnt; hastig und nüchtern, wie es die Zeitumstände erforderten, war das Auseinandergehen. Daß wir draußen auf dem land und nicht in dem unruhigen Treiben eines überfüllten Standortes das Ende unserer Truppe erlebt haben, war immerhin ein großes Glück; das regiment blieb unberührt von dem greuel der zersetzung und Zerrüttung